Clara Rilke-Westhoff
»Eine Künstlerin muss […] frei sein, sonst kann sie sich nicht entwickeln.«
Clara Rilke-Westhoff (rechts) mit Freundin Paula Modersohn-Becker in ihrem Lilienatelier in Worpswede um 1900. Fotograf unbekannt, Foto: © Barkenhoff-Stiftung Worpswede (Inv. HVM001974)
Clara Rilke-Westhoff (1878-1954) zählt zu den ersten bedeutenden Bildhauerinnen Deutschlands und war eine prägende Figur der Worpsweder Künstlerkolonie. Als Künstlerin, Ehefrau von Rainer Maria Rilke und enge Freundin Paula Modersohn-Beckers stand sie im Zentrum eines einflussreichen künstlerischen Netzwerks der Jahrhundertwende.
1898 kam sie nach Worpswede, um bei Fritz Mackensen zu studieren, und fand rasch Anschluss an Gleichgesinnte. Besonders verbunden war sie mit Paula Becker und Martha Vogeler. Studien in München und Paris – unter anderem bei Auguste Rodin – prägten ihr künstlerisches Profil. 1901 heiratete sie Rilke, im selben Jahr wie auch Paula Becker und Otto Modersohn sowie Martha Schröder und Heinrich Vogeler – man sprach in Worpswede von einer ›Familie‹, die Kunst und Leben miteinander teilte.
Die Ehe mit Rilke war von Respekt, aber auch räumlicher Distanz geprägt. Clara musste Familie, Kunst und Alltag unter einen Hut bringen – eine lebenslange Herausforderung. Dennoch schuf sie ein eigenständiges bildhauerisches Werk, besonders geprägt durch psychologisch dichte Porträts, die sich von der männliche dominierten Kunst ihrer Zeit deutlich abhoben.
Nach der Trennung von Rilke lebte sie zurückgezogen in Fischerhude, blieb aber zeitlebens künstlerisch aktiv. Ihr Werk, lange im Schatten bekannterer Zeitgenossen, wird heute als bedeutender Beitrag zur deutschen Kunstgeschichte und zur Emanzipation von Künstlerinnen anerkannt.
Clara Rilke-Westhoff, Porträt Paula Modersohn-Becker, 1908, Bronze, Privatbesitz, Foto: © Constantin Beyer, Weimar